Seit wann arbeiten Sie im LOUIS Hotel?
FR: Im LOUIS Hotel bin ich seit April 2018 - seit der Eröffnung des „The Louis Grillroom“.
Wie haben Sie den Betreiberwechsel erlebt?
FR: Es war für mich ein Wechsel vom „Du“ zum „Sie“. Das „Du“ schafft eine sehr persönliche und manchmal auch ein bisschen zu emotionale Bindung mit Inhabern und Vorgesetzten. Jetzt ist es eine sehr professionelle Ebene, die auch manchmal etwas die Spannung herausnimmt. Das gefällt mir.
Ansonsten war es turbulent mit IT-Problemen, bis hin zum Corona Hotspot in München. Ich denke, es fehlt uns noch ein bisschen die Identitätsfindung von beiden Seiten - das kann man auch gar nicht so schnell entwickeln. Ich glaube, es geht momentan auch so ziemlich um das Überleben für alle in der Gastronomie. Wir sind schon auf einem guten Weg und haben viel geschafft.
Was macht der Beruf „Koch“ für Sie aus?
FR: Der Beruf Koch ist eine Einstellung. Es ist kein Job den man einfach so macht, wo man hingeht, macht und wieder geht. Es hat viel mit Interesse zu tun. Ich habe das Hobby zum Beruf gemacht und dann auch gleichzeitig Leidenschaft entwickelt und meine Persönlichkeit mit Essen verknüpft. Reisen verbinde ich mit Essen. Auch Ästhetik und Kunst verknüpfe ich damit - es ist einfach Kultur. Essen ist für mich Kultur. Das ist etwas was ich sehr gerne mache. Etwas das ich liebe und immer wieder Neues kennenlerne.
Wenn Sie ein Lebensmittel wären, welches wären Sie dann?
FR: Dieses Spiel spielen wir sehr oft (lacht). Ich habe mich für die Zitrone entschieden, weil sie sauer-lustig, manchmal auch ein bisschen drüber ist und wahnsinnig vielseitig, als Salzzitrone, als Bindemittel und das weiße von der Schale wird zur Herstellung von Mayonnaise genutzt. Außerdem die knallige Farbe. Die Zitrone macht einfach gute Laune!
Mit welchen zwei Worten würden Ihre Freunde Sie beschreiben?
FR: Da habe ich heute Morgen mal meine Schwiegereltern kurz angeschrieben. Die waren total süß! Meine Frau hat es jedoch noch besser beschrieben: Groß und „ritschelig".
In Bayern gibt man den Menschen gerne Spitznamen. Das ist hier etwas wert.
Welchen Tipp würden Sie Ihrem 10-Jahre-jüngeren-Ich geben?
FR: Hör auf deine Familie! Was der Familie guttut und dir selber guttut, das ist wichtig! Das ist für mich ein Kernpunkt und Familie kümmert sich um einander. Auch durch viele Rückschläge die man hat, auch wenn man jemand verliert, ist Familie das wichtigste. Manchmal wächst die Familie auch. Ich bin jetzt seit vier Jahren verheiratet und da ist viel Familie dazu gekommen und mir ans Herz gewachsen. Das tut gut, in meiner Jugend war es eher anders herum, da habe ich viel Familie verloren.
Erzählen Sie uns von einer, im Endeffekt großartigen, Entscheidung, die Ihnen nicht leichtgefallen ist.
FR: Tatsächlich ist mir merkwürdigerweise unser Umzug nicht leichtgefallen, obwohl es eine viel größere, tolle Wohnung im dritten Stock, Altbau, gleich in der Nähe von der alten Wohnung ist. Ich konnte sogar meine Werkstatt behalten. Die Mietverdoppelung und der Einschnitt dadurch in die Finanzen brachte mich jedoch ins Stocken. Und jetzt im Nachhinein, ist es gerade in der Coronazeit, ein Segen viel Platz zu haben.
Wenn ich nicht arbeite, dann…
…fahre ich gerne Fahrrad und repariere sie auch gerne. Ich mache gerne Holzarbeiten als Schreiner, Bastler. Festool-Werkzeug feiere ich total. Ich habe da auch YouTuber, denen ich folge. Es ist Wahnsinn, was man heutzutage autodidaktisch lernen kann. So habe ich auch einen gewissen Ausgleich.
Ich habe eine Werkstatt an meiner alten Wohnung, in einem Hinterhof, in einer Garage. Der Nachmieter hat mit mir aus dem Fenster ein Kabel gelegt. Das ist zwar etwas provisorisch, dafür günstig im teuren, urbanen Raum.
München ist für mich…
…eine Stadt, die nicht zu groß und nicht zu klein ist. Ein Dorf, dass einem sehr viel ermöglicht und kurze Wege hat. Das finde ich wahnsinnig angenehm. Kurze Wege in die Natur, kurze Wege zum Einkaufen, kurze Wege zu Freunden. München ist meine zweite Heimat geworden. Es ist toll hier, ich liebe München, auch wenn es als Augsburger am Anfang nicht ganz einfach war. München ist jetzt meine Heimat, nicht die Zweite, sondern meine Heimat. Es ist sehr familiär hier und kooperativ – auch mit Kolleg*innen aus anderen Restaurants.